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Conrad Wilhelm Hase war einer der bedeutendsten Baumeister des 19. Jahrhunderts und der Begründer der „Architektur der Hannoverschen Schule“, eines unverwechselbaren neugotischen Backsteinstils, der sich in Norddeutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete. Hases Lehre und sein Stil strahlten über ganz Deutschland aus und wurden von vielen seiner Schüler bis ins Ausland getragen – in die USA oder nach Skandinavien, wo viele hundert Bauwerke im Stil der „Hannoverschen Schule“ stehen.

Die Schönfelder Kirche gilt als beispielhaft für diesen Baustil und spiegelt die reifste Schaffensphase des Baumeisters wider, in der er einen eigenen neugotischen Stil entwickelte. Hase entwarf nicht nur das Gebäude, sondern auch die Innenausstattung, wobei er nach gestalterischer Einheit von Architektur und Ausstattung im Sinne eines Gesamtkunstwerks strebte. Glücklicherweise sind noch etliche Stücke der Ausstattung erhalten. Dieser ursprüngliche gesamtkünstlerische Zustand ist heute nur noch von drei Kirchen C. W. Hases bekannt.

Das Leben Conrad Wilhelm Hases

Conrad Wilhelm Hase wurde am 2.10.1818 in der niedersächsischen Stadt Einbeck (etwa 70 km südlich von Hannover) als zehntes Kind des Steuereinnehmers Heinrich Adam Carl Hase und dessen Frau Christina Eleonora geboren.

Von 1834 bis 1838 studierte er in Hannover Baukunst. 1838 begann er eine Tätigkeit als Steuergehilfe im Büro seines Vaters und studierte nebenbei griechische Architektur an der Göttinger Universität. Auf Anraten seines früheren Architekturlehrers Ebeling erlernte er in Hannover das Maurerhandwerk. Von 1840 bis 1842 begab er sich auf Wanderschaft Richtung München. Er arbeitete als Maurer und studierte an der Münchener Akademie Architektur und Eisenbahnbau und betätigte sich als Kunstmaler.

Im Jahr 1843 begann er seine Tätigkeit bei der Königlich Hannoverschen Eisenbahn. 1844 wurde er zum Eisenbahnbaukondukteur ernannt und baute bis zur Revolution 1848 Bahnhöfe.
Seit 1848 arbeitete C. W. Hase als selbstständiger Architekt. Bis 1852 arbeitete er mit dem Rundbogenstil in Backstein-Sandstein-Mischtechnik nach Münchener Vorbild. Von 1853 bis 1859 entwarf er konsequent in der Form der Neugotik. Ab etwa 1859 bis 1898 folgen Entwürfe mit Stilelementen in einer eigenen, neugotischen Formensprache. Diese Neugotik des eigenen, persönlichen Stils orientiert sich an der spätmittelalterlichen Backsteingotik. In der Gotik fand Hase am deutlichsten die Entwicklung der Form aus dem Zweck verkörpert. Die mittelalterliche Formensprache wird verwandelt und in eine neue, zeitgemäße Bauweise umgesetzt, ohne dabei mittelalterliche Gebäude zu kopieren.
Während seiner Tätigkeit als Architekt von 1842 bis 1897 baute Hase über 312 Kirchen und Profanbauten in Nord- und Mitteldeutschland und war als Baugutachter und Preisrichter bei mindestens 40 Projekten tätig. Neben Neubauten führte er auch über 60 Kirchenrestaurierungen aus oder wirkte als Denkmalpfleger, indem er Gebäude vor der Zerstörung rettete.

Conrad Wilhelm Hase war nicht nur ein großer Praktiker, sondern ebenso ein einflussreicher Lehrer, der während seiner 45-jährigen Lehrtätigkeit der Baukunst und Kunstgeschichte an der Polytechnischen Schule Hannover (seit 1880 Technische Hochschule) 3500 Studenten des In- und Auslandes unterrichtete. Ende 1849 begann Hase seine Lehrtätigkeit. Zwei Jahre später wurde er offiziell zum Architekturlehrer benannt, wurde 1878 Professor und blieb bis 1894 im Lehramt.
1852 wurde er Bauinspektor, 1858 königlicher Baurat und 1882 Geheimer Regierungsrat.
Von 1863 bis 1897 war er neben seiner Lehr- und Architektentätigkeit als Konsistorialbaumeister für die hannoversche Landeskirche tätig. Er ist Ehrenbürger der Städte Einbeck und Hildesheim, wo eine Straße nach ihm benannt ist, und bei vielen Körperschaften Mitglied.

Am 27. 3. 1902 verstarb Conrad Wilhelm Hase 83-jährig in Hannover. Sein Grab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover.

 

Literatur:

Kokkelink, Günther (1968):
Die Neugotik Conrad Wilhelm Hases, eine Spielform des Historismus, in: Hannoversche Geschichtsblätter, NF 22, 1/3, Hannover 1968.

Kokkelink, Günther/Lemke-Kokkelink, Monika (1998):
Baukunst in Norddeutschland, Architektur und Kunsthandwerk der Hannoverschen Schule 1850–1900, Hannover 1998.

Kokkelink, Günther/Lemke-Kokkelink, Monika (2002):
Conrad Wilhelm Hase, Gründer der Hannoverschen Architekturschule, Führer zur Ausstellung im Stadtarchiv Hannover zu seinem 100. Todestag, Hannover 2002.

Mohrmann, Karl (1902):
Nachruf auf Conrad Wilhelm Hase, gestorben am 27. 3. 1902, in: Hannoversche Geschichtsblätter, V. Band, Heft 5, Hannover 1902, S.193–203.

Texte © 2017 Freunde der Gutskirche Schönfeld e.V. Alle Rechte vorbehalten
Fotos, soweit nicht anders angegeben © 2017 Dipl.-Restauratorin Uta-Barbara Riecke M.A.

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Der Baumeister Conrad Wilhelm Hase

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